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Erzählung: 5. Die Spaltung der Elfen

Das Böse hatte noch eine alte Rechnung mit den Elfen offen. Viel zu wenig schlechte Eigenschaften hatten die Elfen bislang übernommen. Ausser etwas Arroganz und dem Misstrauen den Zwergen gegenüber waren die Elfen immer noch eine Ansammlung von guten Eigenschaften. Nie stritten sie miteinander, waren immer fröhlich und freundlich zueinander und auch zu den anderen Völkern.

Sogar den Goblins gegenüber, die manchmal die Elfenwälder durchstreiften und einige Überfälle verübten. Aber mit ihren ausgezeichneten Sinnen konnten die Elfen die Goblins meist schon aus der Ferne entdecken und sie dann unblutig in die Flucht schlagen.

Dem Bösen war das natürlich ein Dorn im Auge. Da einige Elfen herausragende Forscher auf dem Gebiet der Magie waren und schon einige mächtige Zaubersprüche entdeckt hatten, liess das Böse einem Elfen ein Buch über Dämonenbeschwörung finden. Das Böse gab den Elfen so viel Macht über seine eigenen bösartigen Wesen in die Hand, in Gewissheit, dass der Einfluss der Dämonen die Elfen zur bösen Seite bekehren würde.

Und tatsächlich beschäftigten sich einige Elfen, zuerst aus Neugier aber später immer mehr auch aus Machtgier, mit der Dämonenbeschwörung. Diese Elfen wurden immer mehr vom Bösen eingenommen und bald kam es unweigerlich zu Streitigkeiten zwischen den Elfen. Viele lehnten die Dämonen als Verkörperung des Bösen ab, aber die Dämonenpaktierer wollten nicht von ihrem unelfischen Treiben ablassen.

So kam es regelmässig zu Streitigkeiten, die es zuvor bei den Elfen nie gegeben hatte. Die Auseinandersetzungen wurden immer heftiger, und bald kam es zu Gewalttätigkeiten. Von bösen Elfen beschworene Dämonen suchten die guten Elfen heim und konnten nur mit grossen Opfern zurückgeschlagen werden.

Ein richtiger Bruderkrieg war ausgebrochen. Elf kämpfte gegen Elf, Bruder gegen Schwester, Tochter gegen Vater. Von den Kämpfen abgeschreckt, floh eine grosse Gruppe von Elfen nach Süden. Am Meer bauten sie Schiffe und segelten ins Ungewisse über die Weiten des Ozeans, um eine neue, friedlichere Heimat zu finden. So verschwanden sie aus der Geschichte und lange war es ein Geheimnis, was aus dieser Elfengruppe geworden war.

Die anderen Elfen befanden sich aber immer noch im heftigen Streit und niemand wollte nachgeben. Dann fanden sich alle bösen Elfen zusammen, um ein für alle Mal die Sache zu beenden. Sie trafen sich alle an ihrem geheimen Beschwörungsort ein und wollten gemeinsam das grösste aller Rituale durchführen - die Beschwörung des BÖSEN selbst.

Viele Blutopfer waren für die Vorbereitung notwendig, sowohl Tiere als auch intelligente Lebewesen wurden geopfert, und dann begannen sie mit vereinten Kräften die Beschwörung. Glücklicherweise hatten die guten Elfen davon Wind bekommen und störten die Beschwörung. So konnte das Böse keine körperliche Gestalt annehmen, aber trotzdem waren die Folgen katastrophal.

Einem grossen Waldgebiet wurde die Lebenskraft völlig entzogen und langsam verwandelte sich dort alles in leblosen Kristall. Die Veränderung der bösen Elfen war auch gewaltig. Um sie für immer an sich zu binden, bekamen sie eine pechschwarze Haut, ihre Haare hingegen wurden schneeweiss. Alle Elfen waren über diese Auswirkungen entsetzt - die guten Elfen trauerten um den abgestorbenen Wald und die bösen Elfen waren verwirrt über ihr neues Aussehen.

Auch die Götter wurden durch diese Tat alarmiert. Zu lange schon hatten sie das Böse sein Unwesen treiben lassen, aber nun begannen sie, die Ordnung wiederherzustellen. Die Dunkelelfen wurden als Strafe in die Unterwelt verbannt, wo sie den guten Völkern keinen Schaden mehr zufügen konnten.

Um den Einfluss des Bösen zu verringern, gründete Dusty den Orden der Paladine - heilige Ritter, die sich dem Kampf gegen alles Böse verschrieben hatten.

Die Dunkelelfen wurden in die Unterwelt verbannt, denn dort lebten ja auch die Untoten und Dämonen. Schnell passten sie sich der neuen Umgebung an, ihre Augen konnten das Dunkel ungehindert durchdringen, das helle Licht der Oberwelt schmerzte aber in ihren empfindlichen Augen.

Seitdem brüten die Dunkelelfen nur Böses aus und suchen nach Mitteln, sich an den Bewohnern der Oberfläche zu rächen. Die Dunkelelfen begannen, statt der Götter das Böse in Form einer grossen Spinne anzubeten. Und tatsächlich hatte das Böse scheinbar mehr Macht als die guten Götter, bot es ja seine Dämonen und Untoten den Dunkelelfen als Diener an.

Alle Dunkelelfen jedoch, die sich vom Bösen abwenden wollten und sich wieder dem Guten annäherten, wurden in Drider verwandelt - Mischwesen aus Dunkelelf und Spinne. So leben die Dunkelelfen noch heute in absoluter Dunkelheit und Bösartigkeit in der Unterwelt.

Die Waldelfen - so nannten sich die anderen Elfen wegen ihrer Liebe zum Wald - blieben zurück und lebten in der Nähe des Kristallwaldes, der ein ewiges Mahnmal an die schlimmen Auswirkungen von Machtgier und Bösartigkeit wurde. Der Beschwörungsort aber wurde von den Göttern völlig vernichtet und dort befindet sich jetzt ein tiefer See.


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