Erzählung: 1. Die Schöpfungsgeschichte
Die Urzeit
Die Welt war öd und leer. Aus den Urkräften der Natur entstanden die
beiden mächtigen Wesen, die wir heute als Götter kennen.
Aus der unbelebten Materie, die damals noch weit zerstreut war
und in kleinen Partikeln - auch Staub genannt - durch die Gegend irrte,
formte sich ein Wesen, das sich fortan 'DUSTY' nannte.
Die belebte Materie, die damals noch kaum zu entdecken war und
nur ein Versprechen für die Zukunft bedeutete, ballte sich zusammen und
formte auch ein Wesen, welches sich 'WOODY' nannte - in weiser Voraussicht
nach dem langlebigsten Mitglied der belebten Materie - dem Holz der Bäume
- benannt.
Zum Teil gemeinsam und zum Teil auch einzeln, durchstreiften beide Wesenheiten
einige Welten, die von anderen Wesen mit ähnlicher Macht geschaffen worden
waren. Als sie endlich genug gesehen hatten, kehrten sie in ihre eigene
Welt zurück und bedauerten, dass hier noch immer alles öd und leer war.
Sie schauten sich in die Augen und sagten beide gleichzeitig: "Lass uns
hier eine besonders schöne Welt erschaffen!"
Darauf erzitterte die Welt ganz fürchterlich, denn Dusty sammelte
den ganzen Staub zusammen, der ja weit zerstreut durch die Leere irrte,
und formte eine mächtige Scheibe daraus. So anstrengend war ihre Arbeit,
dass nach der Vollendung Ströme von Schweiss die Scheibe wie ein Meer
umgaben. ( Darum wird Dusty auch als Göttin der Meere angesehen, und ihn
vielen Götzenbildern wir sie als im Wasser Schwimmende dargestellt.)
Woody hingegen sammelte alles Leben zusammen, und setze es auf die Scheibe.
Dann beleuchtete er das Ganze von oben mit seiner ganzen Kraft und wartete
auf die ersten Sprösslinge. Das Licht, das aus Woody's Handfläche austritt,
kann man heute noch als Sonne am Himmel sehen. Woody weinte vor Freude,
als die ersten Bäume wuchsen, und so wurde die Scheibe von vielen Flüssen
und Bächen durchzogen.
Aus den fröhlichen Gesichtern der beiden Götter strahlte ein
helles Licht auf das soeben erschaffene Land, sodass es sich in den Nadeln
der mächtigen Silbertannen und dem noch staubigen Boden silbern widerspiegelte.
Da erklang Dusty's helle Stimme: "Lass uns dieses Land das SILBERLAND nennen!"
Die Besiedlung des Silberlandes
Mit der Zeit entstanden auch viele verschiedene Tiere und Pflanzen, die
das Silberland bevölkerten. Trotzdem blieben Dusty und Woody einsam, denn
niemand - weder Pflanze noch Tier - beherrschte die Sprache und war in
der Lage, mit den Göttern zu sprechen und sie zu verehren. Dann jedoch
beschlossen die Götter, Wesen nach ihrem Vorbild zu schaffen, und sie
gaben ihnen das größte Geschenk mit, die Intelligenz. Die ersten dieser
Wesen werden gemeinhin als 'die Ältesten' bezeichnet.
Die Ältesten waren stark an Körper und Geist, und überaus schön
anzusehen. Anfangs liefen sie spielend und lachend durch das ganze Silberland
und erfreuten sich der unbeschwerten Tage. Später aber, als sie genug
gespielt und gelacht hatten, fingen sie an, sich für verschiedene Dinge
zu interessieren. Da entstand auch zum ersten mal Hader unter den Ältesten,
denn jeder war davon überzeugt, die Tätigkeit, die er sich ausgesucht
hatte, wäre die besten und schönste, und die Brüder und Schwestern sollten
ihm doch folgen.
Dies war auch der Tag, als das BÖSE zum ersten Mal das
Silberland betrat. So hinterhältig und gemein war es, dass nie einer der
Ältesten es entdecken konnte, und doch hatte es einen grossen Einfluss
auf das, was geschehen sollte. Dusty und Woody hatten ihren Ältesten nur
gute Eigenschaften mitgegeben: die Liebe, die Freude, das Mitleid, das
Erbarmen, usw. , aber das Böse schaffte es, einige schlechte Eigenschaften
auf einige der Ältesten zu verteilen, zB. den Hass, die Eifersucht, die
Habgier, usw....
Von den Ältesten
Der Fleissigste unter den Ältesten beschäftigte sich viel mit Dusty's
Element und begann, darin herumzugraben. Er war der erste Bergmann und
schürfte viele Erze und Edelsteine in den Bergen. Mit fieberhaftem Eifer
versuchte er, den Erzen eine neue Gestalt zu geben. Sein Körper wurde
immer kleiner - damit er in seinen niedrigen Stollen schneller vorwärts
kommen konnte - , aber auch immer kräftiger, damit er sich schneller durch
den harten Fels graben konnte. Aus den Erzen formte er die ersten Waffen,
denn in seiner Habgier, die das Böse ihm eingehaucht hatte, wollte er
niemanden seine Schätze abgeben. So wurde er zum Stammvater der Zwerge,
die noch heute tief unter der Erde nach Schätzen graben.
Die Schönste der Ältesten hingegen zog sich in die lichten
Wälder zurück, um dort in Ruhe singen und musizieren zu können. Sie
wurde eine grosse Freundin aller Pflanzen und Tiere. Als das Böse hier
auftauchte, konnte es der Schönen nur eine gewisse Arroganz und Überheblichkeit
unterschieben, als es ihr tausendmal zuflüsterte, dass sie die Schönste
von allen sei. Das Böse war enttäuscht über diesen sehr geringen Erfolg,
und beschloss, es bei ihren Nachfahren, den Elfen, noch einmal zu probieren.
Immerhin schaffte es das Böse, den Elfen eine Abneigung gegen die Zwerge
einzuimpfen. Die Elfen wurden relativ gross und sehr schlank, um sich im
dichten Wald schnell bewegen zu können. Auch ihre Sinne wurden sehr empfindlich,
was man an den grossen Augen und Ohren sehen kann.
Fast alle der Ältesten vollbrachten grosse Taten, nur eine war
unter ihnen, die lieber gemütlich daheim sass und gutes Essen in sich
hinein schlemmte. Sie war sehr erfindungsreich, aber alle neuartigen Erfindungen
hatten nur den Zweck, das Leben angenehmer und gemütlicher oder Essen
und Trinken schmackhafter zu machen. So baute sie Weinreben an, destillierte
Schnaps, suchte Gewürze und Kräuter, baute einen Backofen und einen Grill,
erfand den Schaukelstuhl und die Hängematte usw. Das Böse hatte es hier
schwer, einen grossen Einfluss auszuüben, nur die Faulheit und Trägheit
konnte es verstärken. Zusätzlich konnte das Böse noch erreichen, dass
die Hobbits, so nannten sich die Nachkommen dieser Ältesten ( von den
Menschen wurden sie Halblinge genannt, weil sie nur halb so gross wie Menschen
waren), aus fast allen Streitigkeiten heraushielten und nicht gegen das
Böse kämpften.
Es gab einen unter den Ältesten, der sich anfangs zu nichts
entscheiden konnte. Er besuchte seine Brüder und Schwestern und bestaunte,
was für interessante Sachen sie machten. Selber konnte er diese Dinge
zwar nachahmen, es gelang ihm aber nicht, die selbe meisterliche Fertigkeit
darin zu entwickeln, obwohl er sehr ehrgeizig war. Da kam er auf die Idee,
als Händler und Vermittler zwischen den Ältesten zu arbeiten. Bald wurde
er auf diese Weise sehr reich und mächtig. Da er auch sehr mutig und einfallsreich
war, wurde er bald Anführer der Ältesten. Doch das Böse verführte ihn
zu Ehrgeiz, Machtgier und Oberflächlichkeit. So geschah es, dass die anderen
Ältesten sich wieder von ihm abwendeten und ihrer eigenen Wege gingen.
Seine Nachfahren wurden Menschen genannt, und sie wurden das zahlreichste
und mächtigste Volk des ganzen Silberlandes. So ist es auch kein Wunder,
dass Woody eigenhändig den Menschen eine Stadt baute, als alle anderen
Völker noch in den Wäldern oder in Höhlen wohnten. So lebten auch viele
Elfen und Hobbits längere Zeit in Midas, der Menschenstadt, und auch die
Zwerge lebten hier, bevor sie sich dauerhaft in ihren Minen unter der Erde
wohnhaft machten. Es heisst, dass sich die Menschen in ihrer Gestalt kaum
verändert hätten, nur verloren sie die Schönheit und Kraft, die den
Ältesten vorbehalten blieb.
Der kampflustigste Älteste war vom Bösen leicht zu verderben.
Sehr schnell wurde er ein Sinnbild für Grausamkeit und Rücksichtlosigkeit
und zum besten Krieger unter den Ältesten. Unter den Tieren bewunderte
er den wilden Eber, dem er in Wildheit und Kraft gleich kommen wollte.
So wuchs ihm auch bald ein dichtes Fell und aus seinen Eckzähnen wurden
gewaltige Hauer. Seine Kinder wurden Orks genannt, und sie wurden von den
anderen Völkern gefürchtet und gehasst, wie auch die Orks alle anderen
Völker hassten, vor allem aber die Menschen, die ja die Führungsrolle
unter den Völkern inne hatten, obwohl die Orks diese aufgrund ihrer Kampfkraft
für sich beanspruchten. Dieser Hass löschte fast alle guten Eigenschaften
aus, die ja alle Ältesten in gleicher Weise mitbekommen hatten. Nach einem
Versuch, die Macht an sich zu reissen, wurde dieser Älteste mitsamt seinen
Orks in den unwirtlichen, sumpfigen Osten des Silberlandes verbannt.
Die größte und stärkste unter den Ältesten war sehr stolz
auf ihre Kraft und sie verachtete ihre Brüder und Schwestern, die mehr
auf die geistigen Fähigkeiten vertrauten. Sie bewunderte die harten Felsen
und wollte auch so hart und stark sein wie ein Felsbrocken. Tatsächlich
wurde sie immer grösser und immer stärker, und ihre Haut wurde hart wie
Stein. Dafür verlernte sie, ihren Verstand zu gebrauchen. Das Böse hatte
es leicht, sie zu Grausamkeit und Brutalität zu verführen. Ihre Nachkommen
wurden Trolle genannt, und sie waren bei allen anderen Völkern für ihre
gewaltigen Kräfte und ihre Brutalität gefürchtet. Die Trolle siedelten
sich in den Bergen nördlich der Orks an, mit denen sie sich auch oft verbündeten.
Einer der Ältesten hatte immer Hunger, er verschlang alles,
was er bekommen konnte. So wurde er sehr gross und bekam einen gewaltigen,
fetten Bauch. Das Böse stachelte ihn auf, das Essen seiner Geschwister
zu stehlen, aber diese erwischten ihn und es kam zu einem Handgemenge.
Dabei biss er dem Anführer der Ältesten einen Finger ab und frass ihn
sogleich auf. Alle anderen Ältesten waren entsetzt, doch der Hungrige
war sogleich begeistert von seiner neuen Speise. Einmal von der verbotenen
Frucht gekostet, konnte er nicht mehr davon ablassen. Auch seine Kinder,
die Oger, waren wie wild auf das Fleisch der Menschen, und so bekamen sie
ihren zweiten Namen: Menschenfresser. Da die Oger wegen diesem Kannibalismus
von fast allen anderen Völkern geächtet wurden, war es für das Böse
ein leichtes, die Oger zu einem der bösesten Völkern zu machen. Übertroffen
wurden sie nur von den Orks, die sich in späteren Zeiten oft mit den Ogern
verbündeten.
Alle Ältesten waren zu Beginn mit den gleichen Fähigkeiten
gesegnet, nur die jüngste unter ihnen hatte kaum etwas von der Pracht
ihrer Schwestern und Brüder abbekommen. So war sie weniger intelligent
und auch gar nicht schön anzusehen. Deshalb war es für das Böse ein
leichtes, sie zu unbegrenztem Neid zu verführen. Da sie selbst kaum etwas
schaffen konnte, begann sie, die ganzen schönen Sachen ihrer Geschwister
zu stehlen. So verschlagen und heimtückisch hatte das Böse sie gemacht,
dass kaum jemand etwas bemerkte. Ihre Nachfahren, die Goblins, erbten diese
Eigenschaften. Sie waren sehr hässlich mit ihren krummen Beinen und Armen,
und ihre geringe Grösse nutzten sie für ihre Diebstähle. Von keinem
der anderen Völker wurden sie wirklich geduldet, und so zogen sie heimatlos
durch die Lande und ernährten sich von gestohlenen Sachen und von verdorbenen
Lebensmitteln. Viele starben, doch die Überlebenden entwickelten eine
Resistenz gegen Gifte und Krankheiten.
Die neugierigste unter den Ältesten war nur darauf bedacht,
alles anzugaffen, was die anderen Ältesten geschaffen hatten. Selber konnte
sie nichts eigenständiges schaffen. Ihre Augen wurden immer grösser,
denn es gab viele schöne Dinge zu bestaunen. Wegen der grossen Glubschaugen
und der ständigen Gafferei wurden ihre Nachfahren Gaffos genannt.
Die kleinste und klügste der Ältesten liebte die Natur sowie
keiner der anderen Ältesten. Vor allem verehrte sie die schönen Schmetterlinge,
die mit ihren bunten Flügeln über die Blumenwiesen flatterten. So sehr
wünschte sie sich, wie ein Schmetterling zu sein, dass sie immer kleiner
wurde und schliesslich selber Flügel bekam. Dadurch war sie so gut versteckt,
dass sogar das Böse sie übersah. So wurde sie zur Mutter aller Feen,
die noch heute eine reine Verkörperung des Guten sind. Eine bemerkenswerte
Tatsache ist, dass es nur weibliche Feen gibt, und sie sich nur auf magischem
Wege fortpflanzen können, also auf dem Weg, mit dem die Ältesten ihre
Kinder zeugten. Noch keinem auch noch so mächtigen Zauberer ist es gelungen,
das Rätsel der magischen Fortpflanzung zu lösen.
Die Kinder der Ältesten vermehrten sich und besiedelten die ihnen von
ihren Ahnen zugedachten Teile des Silberlandes. Da aber das Böse viele
der Völker beeinflusst hatte, geschah das nicht immer friedlich, doch
das zu erzählen, ist ein ganz andere Geschichte.
Gepriesen seien Dusty und Woody!
Zum nächsten Teil der Geschichte...
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