SILBERLAND | sl.mud.at 4711

Erzählung: 1. Die Schöpfungsgeschichte

Die Urzeit

Die Welt war öd und leer. Aus den Urkräften der Natur entstanden die beiden mächtigen Wesen, die wir heute als Götter kennen.

Aus der unbelebten Materie, die damals noch weit zerstreut war und in kleinen Partikeln - auch Staub genannt - durch die Gegend irrte, formte sich ein Wesen, das sich fortan 'DUSTY' nannte.

Die belebte Materie, die damals noch kaum zu entdecken war und nur ein Versprechen für die Zukunft bedeutete, ballte sich zusammen und formte auch ein Wesen, welches sich 'WOODY' nannte - in weiser Voraussicht nach dem langlebigsten Mitglied der belebten Materie - dem Holz der Bäume - benannt.

Zum Teil gemeinsam und zum Teil auch einzeln, durchstreiften beide Wesenheiten einige Welten, die von anderen Wesen mit ähnlicher Macht geschaffen worden waren. Als sie endlich genug gesehen hatten, kehrten sie in ihre eigene Welt zurück und bedauerten, dass hier noch immer alles öd und leer war. Sie schauten sich in die Augen und sagten beide gleichzeitig: "Lass uns hier eine besonders schöne Welt erschaffen!"

Darauf erzitterte die Welt ganz fürchterlich, denn Dusty sammelte den ganzen Staub zusammen, der ja weit zerstreut durch die Leere irrte, und formte eine mächtige Scheibe daraus. So anstrengend war ihre Arbeit, dass nach der Vollendung Ströme von Schweiss die Scheibe wie ein Meer umgaben. ( Darum wird Dusty auch als Göttin der Meere angesehen, und ihn vielen Götzenbildern wir sie als im Wasser Schwimmende dargestellt.) Woody hingegen sammelte alles Leben zusammen, und setze es auf die Scheibe. Dann beleuchtete er das Ganze von oben mit seiner ganzen Kraft und wartete auf die ersten Sprösslinge. Das Licht, das aus Woody's Handfläche austritt, kann man heute noch als Sonne am Himmel sehen. Woody weinte vor Freude, als die ersten Bäume wuchsen, und so wurde die Scheibe von vielen Flüssen und Bächen durchzogen.

Aus den fröhlichen Gesichtern der beiden Götter strahlte ein helles Licht auf das soeben erschaffene Land, sodass es sich in den Nadeln der mächtigen Silbertannen und dem noch staubigen Boden silbern widerspiegelte. Da erklang Dusty's helle Stimme: "Lass uns dieses Land das SILBERLAND nennen!"

Die Besiedlung des Silberlandes

Mit der Zeit entstanden auch viele verschiedene Tiere und Pflanzen, die das Silberland bevölkerten. Trotzdem blieben Dusty und Woody einsam, denn niemand - weder Pflanze noch Tier - beherrschte die Sprache und war in der Lage, mit den Göttern zu sprechen und sie zu verehren. Dann jedoch beschlossen die Götter, Wesen nach ihrem Vorbild zu schaffen, und sie gaben ihnen das größte Geschenk mit, die Intelligenz. Die ersten dieser Wesen werden gemeinhin als 'die Ältesten' bezeichnet.

Die Ältesten waren stark an Körper und Geist, und überaus schön anzusehen. Anfangs liefen sie spielend und lachend durch das ganze Silberland und erfreuten sich der unbeschwerten Tage. Später aber, als sie genug gespielt und gelacht hatten, fingen sie an, sich für verschiedene Dinge zu interessieren. Da entstand auch zum ersten mal Hader unter den Ältesten, denn jeder war davon überzeugt, die Tätigkeit, die er sich ausgesucht hatte, wäre die besten und schönste, und die Brüder und Schwestern sollten ihm doch folgen.

Dies war auch der Tag, als das BÖSE zum ersten Mal das Silberland betrat. So hinterhältig und gemein war es, dass nie einer der Ältesten es entdecken konnte, und doch hatte es einen grossen Einfluss auf das, was geschehen sollte. Dusty und Woody hatten ihren Ältesten nur gute Eigenschaften mitgegeben: die Liebe, die Freude, das Mitleid, das Erbarmen, usw.  , aber das Böse schaffte es, einige schlechte Eigenschaften auf einige der Ältesten zu verteilen, zB. den Hass, die Eifersucht, die Habgier, usw....

Von den Ältesten

Der Fleissigste unter den Ältesten beschäftigte sich viel mit Dusty's Element und begann, darin herumzugraben. Er war der erste Bergmann und schürfte viele Erze und Edelsteine in den Bergen. Mit fieberhaftem Eifer versuchte er, den Erzen eine neue Gestalt zu geben. Sein Körper wurde immer kleiner - damit er in seinen niedrigen Stollen schneller vorwärts kommen konnte - , aber auch immer kräftiger, damit er sich schneller durch den harten Fels graben konnte. Aus den Erzen formte er die ersten Waffen, denn in seiner Habgier, die das Böse ihm eingehaucht hatte, wollte er niemanden seine Schätze abgeben. So wurde er zum Stammvater der Zwerge, die noch heute tief unter der Erde nach Schätzen graben.

Die Schönste der Ältesten hingegen zog sich in die lichten Wälder zurück, um dort in Ruhe singen und musizieren zu können. Sie wurde eine grosse Freundin aller Pflanzen und Tiere. Als das Böse hier auftauchte, konnte es der Schönen nur eine gewisse Arroganz und Überheblichkeit unterschieben, als es ihr tausendmal zuflüsterte, dass sie die Schönste von allen sei. Das Böse war enttäuscht über diesen sehr geringen Erfolg, und beschloss, es bei ihren Nachfahren, den Elfen, noch einmal zu probieren. Immerhin schaffte es das Böse, den Elfen eine Abneigung gegen die Zwerge einzuimpfen. Die Elfen wurden relativ gross und sehr schlank, um sich im dichten Wald schnell bewegen zu können. Auch ihre Sinne wurden sehr empfindlich, was man an den grossen Augen und Ohren sehen kann.

Fast alle der Ältesten vollbrachten grosse Taten, nur eine war unter ihnen, die lieber gemütlich daheim sass und gutes Essen in sich hinein schlemmte. Sie war sehr erfindungsreich, aber alle neuartigen Erfindungen hatten nur den Zweck, das Leben angenehmer und gemütlicher oder Essen und Trinken schmackhafter zu machen. So baute sie Weinreben an, destillierte Schnaps, suchte Gewürze und Kräuter, baute einen Backofen und einen Grill, erfand den Schaukelstuhl und die Hängematte usw. Das Böse hatte es hier schwer, einen grossen Einfluss auszuüben, nur die Faulheit und Trägheit konnte es verstärken. Zusätzlich konnte das Böse noch erreichen, dass die Hobbits, so nannten sich die Nachkommen dieser Ältesten ( von den Menschen wurden sie Halblinge genannt, weil sie nur halb so gross wie Menschen waren), aus fast allen Streitigkeiten heraushielten und nicht gegen das Böse kämpften.

Es gab einen unter den Ältesten, der sich anfangs zu nichts entscheiden konnte. Er besuchte seine Brüder und Schwestern und bestaunte, was für interessante Sachen sie machten. Selber konnte er diese Dinge zwar nachahmen, es gelang ihm aber nicht, die selbe meisterliche Fertigkeit darin zu entwickeln, obwohl er sehr ehrgeizig war. Da kam er auf die Idee, als Händler und Vermittler zwischen den Ältesten zu arbeiten. Bald wurde er auf diese Weise sehr reich und mächtig. Da er auch sehr mutig und einfallsreich war, wurde er bald Anführer der Ältesten. Doch das Böse verführte ihn zu Ehrgeiz, Machtgier und Oberflächlichkeit. So geschah es, dass die anderen Ältesten sich wieder von ihm abwendeten und ihrer eigenen Wege gingen. Seine Nachfahren wurden Menschen genannt, und sie wurden das zahlreichste und mächtigste Volk des ganzen Silberlandes. So ist es auch kein Wunder, dass Woody eigenhändig den Menschen eine Stadt baute, als alle anderen Völker noch in den Wäldern oder in Höhlen wohnten. So lebten auch viele Elfen und Hobbits längere Zeit in Midas, der Menschenstadt, und auch die Zwerge lebten hier, bevor sie sich dauerhaft in ihren Minen unter der Erde wohnhaft machten. Es heisst, dass sich die Menschen in ihrer Gestalt kaum verändert hätten, nur verloren sie die Schönheit und Kraft, die den Ältesten vorbehalten blieb.

Der kampflustigste Älteste war vom Bösen leicht zu verderben. Sehr schnell wurde er ein Sinnbild für Grausamkeit und Rücksichtlosigkeit und zum besten Krieger unter den Ältesten. Unter den Tieren bewunderte er den wilden Eber, dem er in Wildheit und Kraft gleich kommen wollte. So wuchs ihm auch bald ein dichtes Fell und aus seinen Eckzähnen wurden gewaltige Hauer. Seine Kinder wurden Orks genannt, und sie wurden von den anderen Völkern gefürchtet und gehasst, wie auch die Orks alle anderen Völker hassten, vor allem aber die Menschen, die ja die Führungsrolle unter den Völkern inne hatten, obwohl die Orks diese aufgrund ihrer Kampfkraft für sich beanspruchten. Dieser Hass löschte fast alle guten Eigenschaften aus, die ja alle Ältesten in gleicher Weise mitbekommen hatten. Nach einem Versuch, die Macht an sich zu reissen, wurde dieser Älteste mitsamt seinen Orks in den unwirtlichen, sumpfigen Osten des Silberlandes verbannt.

Die größte und stärkste unter den Ältesten war sehr stolz auf ihre Kraft und sie verachtete ihre Brüder und Schwestern, die mehr auf die geistigen Fähigkeiten vertrauten. Sie bewunderte die harten Felsen und wollte auch so hart und stark sein wie ein Felsbrocken. Tatsächlich wurde sie immer grösser und immer stärker, und ihre Haut wurde hart wie Stein. Dafür verlernte sie, ihren Verstand zu gebrauchen. Das Böse hatte es leicht, sie zu Grausamkeit und Brutalität zu verführen. Ihre Nachkommen wurden Trolle genannt, und sie waren bei allen anderen Völkern für ihre gewaltigen Kräfte und ihre Brutalität gefürchtet. Die Trolle siedelten sich in den Bergen nördlich der Orks an, mit denen sie sich auch oft verbündeten.

Einer der Ältesten hatte immer Hunger, er verschlang alles, was er bekommen konnte. So wurde er sehr gross und bekam einen gewaltigen, fetten Bauch. Das Böse stachelte ihn auf, das Essen seiner Geschwister zu stehlen, aber diese erwischten ihn und es kam zu einem Handgemenge. Dabei biss er dem Anführer der Ältesten einen Finger ab und frass ihn sogleich auf. Alle anderen Ältesten waren entsetzt, doch der Hungrige war sogleich begeistert von seiner neuen Speise. Einmal von der verbotenen Frucht gekostet, konnte er nicht mehr davon ablassen. Auch seine Kinder, die Oger, waren wie wild auf das Fleisch der Menschen, und so bekamen sie ihren zweiten Namen: Menschenfresser. Da die Oger wegen diesem Kannibalismus von fast allen anderen Völkern geächtet wurden, war es für das Böse ein leichtes, die Oger zu einem der bösesten Völkern zu machen. Übertroffen wurden sie nur von den Orks, die sich in späteren Zeiten oft mit den Ogern verbündeten.

Alle Ältesten waren zu Beginn mit den gleichen Fähigkeiten gesegnet, nur die jüngste unter ihnen hatte kaum etwas von der Pracht ihrer Schwestern und Brüder abbekommen. So war sie weniger intelligent und auch gar nicht schön anzusehen. Deshalb war es für das Böse ein leichtes, sie zu unbegrenztem Neid zu verführen. Da sie selbst kaum etwas schaffen konnte, begann sie, die ganzen schönen Sachen ihrer Geschwister zu stehlen. So verschlagen und heimtückisch hatte das Böse sie gemacht, dass kaum jemand etwas bemerkte. Ihre Nachfahren, die Goblins, erbten diese Eigenschaften. Sie waren sehr hässlich mit ihren krummen Beinen und Armen, und ihre geringe Grösse nutzten sie für ihre Diebstähle. Von keinem der anderen Völker wurden sie wirklich geduldet, und so zogen sie heimatlos durch die Lande und ernährten sich von gestohlenen Sachen und von verdorbenen Lebensmitteln. Viele starben, doch die Überlebenden entwickelten eine Resistenz gegen Gifte und Krankheiten.

Die neugierigste unter den Ältesten war nur darauf bedacht, alles anzugaffen, was die anderen Ältesten geschaffen hatten. Selber konnte sie nichts eigenständiges schaffen. Ihre Augen wurden immer grösser, denn es gab viele schöne Dinge zu bestaunen. Wegen der grossen Glubschaugen und der ständigen Gafferei wurden ihre Nachfahren Gaffos genannt.

Die kleinste und klügste der Ältesten liebte die Natur sowie keiner der anderen Ältesten. Vor allem verehrte sie die schönen Schmetterlinge, die mit ihren bunten Flügeln über die Blumenwiesen flatterten. So sehr wünschte sie sich, wie ein Schmetterling zu sein, dass sie immer kleiner wurde und schliesslich selber Flügel bekam. Dadurch war sie so gut versteckt, dass sogar das Böse sie übersah. So wurde sie zur Mutter aller Feen, die noch heute eine reine Verkörperung des Guten sind. Eine bemerkenswerte Tatsache ist, dass es nur weibliche Feen gibt, und sie sich nur auf magischem Wege fortpflanzen können, also auf dem Weg, mit dem die Ältesten ihre Kinder zeugten. Noch keinem auch noch so mächtigen Zauberer ist es gelungen, das Rätsel der magischen Fortpflanzung zu lösen.

Die Kinder der Ältesten vermehrten sich und besiedelten die ihnen von ihren Ahnen zugedachten Teile des Silberlandes. Da aber das Böse viele der Völker beeinflusst hatte, geschah das nicht immer friedlich, doch das zu erzählen, ist ein ganz andere Geschichte.

Gepriesen seien Dusty und Woody!


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