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Erzählung: 2. Der grosse Orkkrieg

Kapitel 1: Der Kampf zwischen Menschen und Orks

Lange Zeit lebten die Ältesten unter ihren Nachfahren, denn ihnen war eine wesentlich längere Lebensspanne gegeben als ihren Nachkommen. Doch mit der Zeit schieden auch sie aus dem Leben und ihre Existenz wurde langsam zur Legende. Die einzelnen Völker hatten sich unterschiedlich entwickelt, und niemand konnte glauben, dass sie gemeinsame Vorfahren hatten.

Vor allem die Menschen waren sehr zahlreich, und sie wurden zu Anführern der gutgesinnten Völker. So lebten viele Elfen, Zwerge und Hobbits in Midas, der Hauptstadt der Menschen. Die Völker, die vom Bösen verdorben waren, beneideten die Menschen um diese schöne Stadt, vor allem die Orks waren voller Hass, da sie selbst die Macht über alle anderen Völker wollten.

So kam es ständig zu Angriffen von Orks auf Midas, das aber von Menschen, Zwergen, Elfen und Hobbits gemeinsam verteidigt wurde. So machtvoll auch die Angriffe der Orks geführt wurden, so wurden sie doch jedes mal nach anfänglichen kleinen Erfolgen am Ende wieder besiegt und vertrieben.

Kapitel 2: Tolgraz Blutfaust - der Häuptling der Orks

Dann jedoch wurde ein besonders verschlagener und brutaler Ork namens Tolgraz Blutfaust Häuptling der Orks. Es heisst, dass er als einziges sterbliches Lebewesen persönlichen Kontakt mit dem Bösen hatte. Er gründete die grosse Orksiedlung Kharokurg und scharrte eine Menge Anhänger um sich.

Er schloss Bündnisverträge mit den Trollen, Ogern, Gaffos und Goblins, um eine gewaltige Armee zusammen zu bekommen, denn er wollte die Menschen ein für alle mal besiegen. Mit all den Schätzen, die er zusammengestohlen hatte, bestach er eine habgierige Zwergin, die ihm die besten Waffen und Rüstungen besorgte und auch viele Geheimnisse der Schmiedekunst verriet.

Bald war jeder Orkkrieger mit einem fürchterlichen, gezackten Krummsäbel und einer guten Rüstung ausgestattet. Die grossen Trolle hatten Keulen so dick wie junge Bäume, die Oger wurden in ihrer Gier nach Menschenfleisch aufgestachelt und auch die eher friedlichen Gaffos und die ängstlichen Goblins wurden zu Kämpfern ausgebildet. Jeder Gaffo bekam einen Speer mit eiserner Spitze, die sie sehr zielsicher werfen konnten, und die Goblins wurden mit Knüppeln, Kurzschwertern und Säbeln ausgerüstet.

Kapitel 3: Die Gründung der Abenteurer-Gilde

Doch auch die Menschen nutzten die Ruhephase, denn die Orks hatten ihre dauernden Angriffe während ihres grossen Aufrüstens eingestellt. Von einem geheimnisvollen Magier hatten sie das Herbeizaubern von magischen Pfeilen erlernt, die noch wirkungsvoller waren als die Pfeile der besten elfischen Bogenschützen. Ein reiselustiger Hobbit hatte von einem einsamen Druiden gelernt, einen Feuerball auf seine Gegner zu werfen. Die Elfen gaben ihre eigene Magie ihren Verbündeten weiter, mit der sie eine enorme Geschwindigkeit erreichen konnten. Die Zwerge hingegen hatten eine Methode entwickelt, Informationen aus belebten und unbelebten Dingen herauszufinden und das Gewicht und den Wert von Gegenständen aber auch die Kampfkraft ihrer Gegner einzuschätzen.

Um all diese magischen Fähigkeiten an alle weitergeben zu können, wurde in Midas eine Gilde gegründet, wo jeder junge Mensch, Elf, Zwerg oder Hobbit diese Fertigkeiten erlernen konnte. Diese Gilde besteht bis zum heutigen Tag unter dem Namen Abenteurer-Gilde.

Kapitel 4: Der Heerzug der Orks

Eines Tages war es dann soweit. Im Osten setzte sich ein riesiger Heerzug in Bewegung. Fast alle wehrfähigen Orks, Trolle, Oger, Gaffos und Goblins sammelten ihre Waffen und marschierten los, aufgestachelt von den mitreissenden Reden des Tolgraz Blutfaust. Die Orks folgten ihrem Häuptling aus Begeisterung am Kampf und am Plündern und um vergangene verlorene Schlachten zu rächen, die Trolle waren vollkommen den Beredungskünsten von Tolgraz verfallen und die Oger waren zuvor tagelang ohne Essen eingesperrt gewesen und Tolgraz versprach den vor Hunger fast Wahnsinnigen eine Festtafel voller Menschen.

Die Gaffos und Goblins folgten den Orks mehr aus Angst vor ihrer Rache, falls sie nicht mitgekommen wären, denn aus Kriegsbegeisterung, denn Gaffos und Goblins waren eher feige und hielten nicht viel vom offenen Kampf. Den Gaffos war es lieber, einfach nur dem Kampf zuzusehen und dann die Sieger begeistert anzugaffen. Die Goblins hingegen liebten eher den verschlagenen Kampf, wo sie aus dem Hinterhalt mit grosser Überzahl einen unterlegenen Feind ohne grosse Probleme überwältigen konnten.

Kapitel 5: Der Hunger der Oger

Ohne entdeckt zu werden, überquerte der Heerzug den grossen Dromm und drang in die Wald- und Steppengebiete nordöstlich von Midas ein. Dort trafen sie die ersten menschlichen Jäger und Schwammerlsucher. Die hungrigen Oger machten sie ohne viel Aufsehen nieder und begannen sofort, ihre Beute an einem riesigen Lagerfeuer zu verzehren. So gewaltig muss das Lagerfeuer gewesen sein, dass eine richtige Lichtung im Wald entstand. Natürlich war der Rauch in Midas zu sehen, und so erhielten die Menschen die erste Warnung vor dem kommenden Übel.

Kapitel 6: Der Wasserdämon

Als die Oger sich nach ihrem Festmahl in einer nahegelegenen Höhle zu einem Verdauungsschlaf niederlegten, schäumte Tolgraz Blutfaust vor Wut, befürchtete er doch zu Recht, dass die Menschen vorgewarnt wurden. Da die Oger nicht zum Aufbruch zu bewegen waren, marschierte der Rest der Gruppe weiter, im Vertrauen darauf, dass die Oger schon aufschliessen würden, sobald ihr Hunger wieder grösser würde.

Auch die Überquerung des Lamsen bereitete grosse Schwierigkeiten, denn ein böser Wasserdämon versperrte den Weg und wollte eine Antwort auf ein Rätsel. Als das Rätsel endlich gelöst war, stürmte die wilde Horde voller Ungeduld auf Midas zu.

Kapitel 7: Aufmarsch vor Midas

Tolgraz hatte grosse Mühe, seine Mitstreiter zu der ausgemachten Taktik zu bewegen. Nachdem er aber drei Goblins mit einem Streich seiner Axt geköpft und einen dumm glotzenden Gaffo in zwei Hälften gespaltet hatte, beruhigte sich die Lage wieder. Eine grosse Gruppe von Goblins und Gaffos umging die Stadt im weitem Bogen, um einer möglichen Verstärkung den Weg abzuschneiden.

(Tolgraz konnte nicht wissen, das die Elfen, Zwerge und Hobbits schon längst in Midas eingetroffen waren.) Die restlichen Gaffos und Goblins, geführt von einer Handvoll Orks, machte einen Scheinangriff, um die Verteidigung abzulenken und eventuell die Gegner aus ihrer Festung zu einer offenen Feldschlacht herauszulocken. Die Hauptmacht der Orks lag in den Büschen versteckt, während die Trolle auf den richtigen Moment warteten, die Mauern von Midas zu berennen und eine grosse Bresche hineinzuschlagen.

Kapitel 8: Der Verrat der Gaffos

Als die Gaffos und Goblins die Mauern von Midas sahen, wurde ihnen Angst und Bang, denn hinter jeder Zinne stand ein Verteidiger. Doch die Flucht war unmöglich, denn die grausamen Orks standen mit Peitschen bewaffnet hinter den Gaffos und Goblins und drängten sie vorwärts. Die elfischen Bogenschützen hielten reiche Ernte unter den Angreifern, aber als dann die Verteidiger begannen, ihre magischen Pfeile zu werfen, brach der Angriff völlig zusammen.

Die Goblins und sogar die Orks stoben in wilder Flucht davon, die Gaffos hingegen wurden von zwergischen Axtschwingern umzingelt, und es wäre sicher das Ende des Volkes der Gaffos gewesen, wenn nicht eine junge Menschenfrau einen Frieden mit den Gaffos ausgehandelt hätte. So aber gingen die Gaffos freiwillig in Gefangenschaft, und die Verluste auf beiden Seiten blieben sehr gering.

Einige Gaffos kämpften sogar auf Seite der Menschen gegen ihre Unterdrücker. Nach Ende des Krieges wurden die Gaffos wieder freigelassen und siedelten in der Nähe des grossen Dromm, denn sie hatten für ihre Freiheit die Verpflichtung übernommen, die Brücke über den gewaltigen Strom zu bewachen.

Kapitel 9: Der Angriff der Trolle

Die erste Angriffswelle der Orks war misslungen, doch die stärksten Kampfeinheiten hatte Tolgraz Blutfaust noch zurückgehalten. Jetzt aber stürmten die riesigen Trolle auf die Mauern los, und nur die mutigsten Menschen konnten dem Angriff standhalten. Viele Trolle schleppten grosse Felsbrocken mit sich herum und warfen diese auf die Mauern, andere schlugen mit blossen Fäusten gegen die Mauern, bis erste Risse das Mauerwerk durchzogen.

Kaum eine Klinge konnte die dicke Haut der Trolle durchdringen, und wer sich zu nahe an einen Troll wagte, wurde durch ein, zwei gewaltige Keulenhiebe niedergestreckt. Und wenn ein Troll einmal einen schweren Treffer hinnehmen musste, so heilten seine Wunden extrem schnell wieder zusammen. Auch ein Ausfall scheiterte, der die Trolle umzingeln sollte. Manch ein tapferer Hobbit oder Zwerg wurde einfach unter den riesigen Füssen der Trolle zerstampft.

Kapitel 10: Brennen sollen die Trolle

In dieser hoffnungslosen Lage, wo die Niederlage so nahe war, und sich schon viele Lücken in der Mauer auftaten, betraten die erfahrenen Mitglieder der Abenteurergilde die Verteidigungsmauern. Ihre Feuerbälle fuhren in die Trolle und richteten gewaltigen Schaden an. Einerseits hatten die Trolle enorme Furcht vor Feuer, andererseits erwies sich die so harte und widerstandsfähige Trollhaut als äusserst brennbar.

Viele Trolle wurden so vernichtet, die anderen flohen, so weit sie konnten und blieben erst wieder stehen, als sie weit von dem Kampfschauplatz entfernt waren. Die Oger, die gerade wieder Hunger bekamen, sahen die Trolle fliehen, und so kamen sie nicht mehr als Verstärkung, sondern verkrochen sich wieder in der Höhle, wo sie geschlafen hatten. Selbiges geschah mit den Goblins, die eigentlich das Westtor von Midas belagern sollten. Sie flohen mit den Trollen, denn was soll ein kleiner Goblin schon gegen etwas machen, vor dem sogar die gewaltigen Trolle flüchteten! So verloren die Orks auch ihre letzten Verbündeten und standen nun alleine vor Midas.

Kapitel 11: Die Entscheidungsschlacht

Schon begannen die Menschen, Zwerge, Elfen und Hobbits zu jubeln, denn sie dachten, der Kampf wäre gewonnen, aber das schlimmste stand ihnen noch bevor. Die Verteidiger waren von den vielen Scharmützeln schon stark geschwächt, die Orks hingegen noch völlig ausgeruht und so heiss auf eine Schlacht wie noch nie bevor.

Plötzlich sprangen sie aus ihren Verstecken und stürmten auf die Mauern zu. Diesmal konnten die Verteidiger die Angreifer nicht am Eindringen hindern, zu grosse Löcher hatten die Trolle in die Stadtmauern gerissen. So tobte der Kampf in den Strassen weiter. Die Orks waren zwar zahlenmässig unterlegen, dafür aber ausgeruht, besser bewaffnet und voller Wut.

Ein blutiges Gemetzel begann, denn die Orks hatten keine Angst vor dem Tod und die Verteidiger wollten ihre Heimatstadt nicht aufgeben. Nur die besten Mitglieder der Gilde hatten im Kampf gegen die Orks Chancen, denn sie verstanden es, ihre Geschwindigkeit zu verdoppeln und so ihre Gegner zu bezwingen.

Kapitel 12: Die Feen kommen!

Tolgraz Blutfaust erwies sich aber als fast unbezwingbar. Vor ihm türmten sich die gefallenen Gegner auf, die er meist mit einem gutgezielten Axthieb vernichtete. Doch plötzlich hatte er Gegner, die er nicht treffen konnte. Kleine Geschöpfe mit Schmetterlingsflügeln umkreisten ihn, und seine Axt war zu langsam, sie zu treffen. Die Feen waren gekommen!

Lange hatten sie sich in den Wäldern versteckt und manch einer aus den anderen Völker hielt ihre Existenz für eine Sage oder Aberglauben. Jetzt aber griffen sie in den Kampf ein und brachten mit dem magischen Ausweichen die Entscheidung. Das Blatt wendet sich rasch, als Tolgraz nach Hundert kleinen Stichen von Feendolchen tot zu Boden viel. Die Orks wandten sich zur Flucht und viele wurden noch erschlagen, aber eine grosse Anzahl konnte das heimische Kharokurg erreichen. Die Magie des Ausweichen wurde von den Abenteurern sofort aufgegriffen und jedem jungen Abenteurer vermittelt.

Kapitel 13: Sieg!

Der Sieg war teuer erkauft, denn die Mauern von Midas waren zum Teil zerstört und viele Häuser verbrannt und geplündert. Viele mutige Menschen, Elfen, Zwerge und Hobbits waren tot, und auch die Feen hatten einige Verluste zu tragen. Die grosse Orkarmee aber war vernichtet und die einzelnen Völker weit verstreut und so keimte die Hoffnung, dass so etwas nie wieder passieren würde.

Trotzdem wurde kurz danach ein Vorposten im Wald errichtet, aus dem sich später die Soldatenstadt Kyranda entwickelte. Dort wachen noch heute mutige Menschen an der Grenze zu den Orks. Die gefangenen Gaffos wurden freigelassen und siedelten sich östlich von Kyranda an, um die Brücke über den grossen Dromm zu bewachen. Seither konnte keine grössere Gruppe von Orkkriegern mehr den grossen Fluss überqueren und Raub und Brand ins Land der Menschen bringen.

Einige der geflohenen Bösewichte versteckte sich lange Zeit in der Lagune südlich von Midas und gründete dort das Piratendorf Knarkh. Es heisst, das dort noch das wahre Böse zu hause sein soll. Trotz vieler Versuche ist es bis heute nicht gelungen, die Knarkhisten zu vertreiben.

Auch die Allianz der Sieger zerbrach bald wieder. Elfen und Zwerge konnten sich ja noch nie richtig vertragen, nur der gemeinsam Feind hatte sie zusammengeschweisst. Die Hobbits zogen sich in ihre gemütliche Stadt in den Hügeln zurück und liessen lange Zeit keine Fremden zu sich. Die Feen verschwanden wieder in den dichten Wäldern und lebten friedlich vor sich hin.

Seit jenen vergangenen Tagen hat es keinen grossen Orkkrieg mehr gegeben, aber es heisst, dass sich die Orks wieder erholt hätten und mittlerweile ihre Armee so stark sei wie noch nie zuvor. Ob und wann es wieder eine Auseinandersetzung zwischen Orks und Menschen geben wird, ist ungewiss, genauso ungewiss wie der Ausgang eines solchen Krieges.

Mögen Dusty und Woody für immer den Frieden bewahren!


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