Erzählung: 3. Das Zeitalter der Helden
Nach dem Krieg
Die Zeit nach dem großen Orkkrieg wird gemeinhin als die Zeit der Helden bezeichnet. Mit der großen Armee der Orks war auch fast alles Böse aus dem Silberland getilgt. Daher war diese Zeit eigentlich sehr friedlich, die siegreichen Armeen der Menschen, Elfen, Zwerge und Hobbits lösten sich auf und auch die scheuen Feen kehrten in ihre Verstecke zurück. Die Beherrschung von Waffen und Kampfmagie wurde von Dichtkunst, Musizieren und Malerei als Ausbildungen der jungen Leute abgelöst.
Nur einige wenige Veteranen aus dem Orkkrieg konnten ihre kämpferische Ader nicht unterdrücken und beschäftigen sich weiter mit ihren Waffen, die ihnen gegen die Orks so gute Dienste erwiesen hatten. Wann immer es Probleme oder Anzeichen von Gefahr gab, wurden diese "Helden" gerufen, um sich darum zu kümmern. Niemand hätte damals gedacht, dass das ganze Zeitalter nach diesen Helden benannt worden würde, hatten die meisten Maler, Dichter und Sänger nur ein belustigendes Lächeln für diese komischen Leute über, die sich mit so veralterten Dingen wie Schwertkampf oder Feuerball-Zaubern befassten. Doch heutzutage ist uns kein Name dieser selbstherrlichen Künstler mehr bekannt, die Namen diese legendären Helden aber bewirken nach wie vor ehrfurchtsvolle Begeisterung in unseren Herzen.
Angara war die begabteste Juwelierin aus dem Zwergenvolk. Ihr Geschmeide war legendär, nur die Reichsten der Reichen konnten sich einen Ring oder gar ein Diadem von ihr leisten. Wenn sich nicht ständigen mit den anderen Helden im Silberland herumgezogen wären, gäbe es sicher mehr von ihren wunderbaren Schmuckstücken.
Arcon war der mutigste aller Hobbits. Vielleicht kam das, weil er auch einer der kleinsten Hobbits war, die je gelebt haben. Schon von klein auf musste er sich gegen größere zur Wehr setzen, sodass er es nur durch seinen Mut zu etwas bringen konnte. Er hasste alles Böse und versuchte, es aus der Welt zu verbannen, wo immer er es nur fertig bringen konnte. Er war aber nicht nur mutig und bekämpfte das Böse, sondern er war auch ehrlich, treu, höflich und bescheiden, kein Wunder also, dass er später als so etwas wie der erste Paladin beschrieben wurde.
Flammara stammte auch aus dem Volk der Hobbits, sie war sogar eine nahe Verwandte von Arcon, nämlich die Schwester des Schwagers von der Base vom Halbbruder von Arcons Großtante. Flammara lies schon als kleines Kind regelmäßig alles in ihrer Umgebung in Flammen aufgehen, was wohl der Grund für ihren Namen war. Andere behaupten, ihre flammend roten Haare wären für ihren Namen verantwortlich. Später lernte sie, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren und ihre Affinität zum Feuer wurde immer stärker. Sie begnügte sich nicht mehr damit, Feuerbälle zu werfen (die zum Teil so groß waren, dass sie ganze Dörfer damit einäschern konnte), sondern lernte auch, verschiedene Feuerwesen zu beschwören. Vom kleinen Feuerwusel, der nur Licht spenden konnte, bis zum drachenähnlichen Feuersalamander war alles dabei.
Grimm war ein leibhaftiger Riese, niemand wusste, von woher er kam, noch den Grund, warum er sich den anderen Helden angeschlossen hatte. Durch seine gewaltigen Kräfte war er aber sehr beliebt, denn Hilfsbereitschaft war sein zweiter Name. Immer wo schwere Lasten bewegt werden sollten, war er zu Stelle und hob Gewichte, die sonst nicht einmal 10 Trolle zu heben imstande waren. Er war ja auch fast doppelt so groß wie ein Troll, aber der Legende nach konnte er sich auf Menschengröße schrumpfen, was für das Betreten von Häusern oftmals ganze praktisch war. Einige wenige geistig verwirrte Individuen behaupten, dass Grimm eigentlich ein Mensch sei, der sich auf Riesengröße vergrößern konnte, da sieht man wieder einmal, was dumme Leute von sich geben, wenn ihnen zu lange die Sonne
auf den Kopf scheint.
Khartak war ein Mensch aus einem der Barbarenstämme, die in den östlichen Steppen umherstreiften und sich oft nahe dem Siedlungsgebiet der Orks aufhielten. Vielleicht kam es daher. dass er oft wild wie ein Ork war und ein Meister im Kampf mit der Axt. Wie in den Barbarensippen immer noch Tradition, trug er das K wie Kraft in seinem Namen als
Stärkster der Sippe seiner Generation.
Mira war eine Menschenfrau, hochdekorierte Offizierin in der Armee, aber als es plötzlich keine Feinde mehr gab und die Armee sich immer mehr aus Paraden und das Abhalten von Festen verlegte, nahm sie ihren Abschied und suchte nach neuen Herausforderungen. Ihr Schwertkampf suchte nach seinesgleichen, auch im Kampf gegen mehrere Gegner war sie immer siegreich ohne auch nur eine einzige Schramme abzubekommen. Eine Aura der
Unverwundbarkeit schien immer um sie zu schweben.
Nogi war ein mürrischer Zwergenschmied, der in seiner Karriere schon Hunderte von Kettenhemden gefertigt hatte. Als dann plötzlich die Nachfrage durch die andauernde Friedenszeit quasi gegen Null ging, machte er sich auf die Suche nach der perfekten Rüstung. Als er endlich seine perfekte Rüstung geschmiedet hatte, wollte er diese natürlich auch austesten, und wo andere konnte er dies tun, als mit den anderen Helden nach Abenteuern zu suchen.
Rynoxa die Lichtfee war eine der wenigen ihres Volkes, die sich mit den anderen Rassen abgab. Aber nicht die Tatsache, dass man Feen so selten zu Gesicht bekam, war der Grund, warum sie überall Aufsehen erregte. Sie war ständig von einem Lichtschimmer umgeben, der in allen Farben des Regenbogens leuchtete. Heutzutage können nur wenige Feen diesen Effekt
herbeizaubern, und wenn, dann nur für sehr kurze Zeit und nicht immer und überall so wie Rynoxa. Wahrscheinlich war auch ihre magische Begabung der Grund, warum sie rastlos in der Gegend herumzog.
Schlain war der Inbegriff des Jägers. Kein anderer Elf konnte sich so wie er im Wald nahezu unsichtbar und geräuschlos bewegen und das Verhalten der Tiere einschätzen. Irgendwann hatte er alle Tiere erjagt und er suchte neue Herausforderungen, indem er das Böse im Silberland zu jagen begann. Kein Wunder, dass er früher oder später gemeinsam mit den anderen Helden herumzog.
Zafira war eine der schönsten und gleichzeitig auch mächtigsten Elfen, die je gelebt hat. Auch heute noch beginnen junge Elfen zu schwärmen, wenn sie auch nur ein Bild von Zafira sehen. Auch allen Magiebegabten ist sie heute noch ein Begriff, kann doch ihre Elementarbeherrschung nur mit einem Wort beschrieben werden: Vollendung. Der Regen machten einen Bogen, um sie nicht nass zu machen. Ständig wehte ein leichter Wind in ihr makelloses Gesicht, um ihre langen Haare immer zur Geltung zu bringen. Magisches Feuer wärmte sie bei Kälte und Eis kühlte sie bei Hitze. Spitze Steine auf dem Weg ebneten sich, um ihre zarten Füße nicht zu verletzen. Wenn sie den fruchtbaren Boden berührte, sprossen wunderschöne Blumen, die aber trotzdem neben der Schönheit Zafira's verblassten. Niemand wusste, woher sie diese gewaltige Macht hatte, vermutlich war sie eine der letzen Zweitgeborenen, die direkten Nachkommen der Ältesten, und hatte daher noch den Funken der göttlichen Macht beinahe ungetrübt in sich, der ja von Generation zu Generation immer schwächer wurde.
Diese zehn Helden bestimmten das Schicksal eines ganzen Zeitalters, bekämpften die wenigen Ungeheuer und verhinderten ein Widererstarken der Orks. Aber ganz konnten sie das Silberland dann doch nicht befrieden, immer wieder fanden sie eine Herausforderung, ihr Kampfgeschick und ihre Raffinesse zu testen. Dem BÖSEN, das nach der Niederlage der Orks selbst stark geschwächt war, waren diese Helden ein Dorn im Auge. Sie verhinderten jeden bösen Plan schon im Keim. Es bliebt dem geschwächten BÖSEN keine andere Wahl, als sich immer weiter zurückzuziehen. Es erschuf ein bösartiges Labyrinth, in dem es seine Kreaturen heranzüchtete, bevor sie auf das Silberland losgelassen wurden. Ganz tief unten in diesem Labyrinth harrte das BÖSE dem Zeitpunkt, das es wieder stark genug sein würde, mit all seinen Untertanen loszumarschieren und das Silberland entgültig seiner Herrschaft zu unterjochen.
Solche Pläne konnten natürlich nicht unbemerkt bleiben, einige der Helden waren prophetisch begabt und wurden so auf dieses Labyrinth aufmerksam. Jahrelang suchten sie es im ganzen Silberland, denn es war gut versteckt. Und dann fanden sie es plötzlich, der Eingang war in einem ganz harmlos erscheinenden Brunnen versteckt, daher nannten die Helden das ganze
Labyrinth in ihrer Geheimsprache auch immer nur "der Brunnen".
Schweren Herzens entschlossen sich die Helden, dem BÖSEN zuvorzukommen. Dem BÖSEN war wohl bewusst, dass der Brunnen von den Helden entdeckt worden war, doch vermutete es, die Helden würden eine Verteidigung organisieren, um den Angriff der bösen Kreaturen abzuwehren. Mit einem direkten Angriff hatte es nicht gerechnet. Alle zehn Helden betraten den Brunnen und besiegten ein Ungeheuer nach dem nächsten und arbeiteten sich immer tiefer in den Brunnen vor. Vor der geballten Macht dieser Zehn hatte auch die größte Abscheulichkeit keine Chance. Schließlich kam es wie es kommen musste - die Helden forderten das BÖSE selbst heraus. Ein Kampf von geradezu epischem Ausmaß begann, der den Helden auch das letzte abforderte. Berichte von diesem Kampf sind keine Überliefert, denn es gab auf Seiten der Helden keine Überlebenden. Allerdings schafften sie
es, das BÖSE so weit zu schwächen, dass es für sehr lange Zeit, wenn nicht für immer, an den Grund des Brunnen gefesselt war und einen Grossteil seiner Macht verlor.
Nur so viel ist überliefert: Rynoxa bündelte die verbliebenden magischen Kräfte der Helden, um Zafira eine gewaltige, bis jetzt noch unübertroffene Elementare Manifestation zu schaffen, um das BÖSE zu bewachen. Die Kräfte von Feuer, Wasser, Luft und Eis strömten in den
Brunnen und verbreiteten sich dort. In einem Akt der Selbstaufopferung verband sich die Macht dieser Elemente mit der Macht der Helden und verteilte sich im ganzen Brunnen. Der Legende nach kann jeder, der genug dieser elementaren Energie aufsammelt, selbst so mächtig werden wie die legendären Helden es einmal waren.
Sollte je einmal der Eingang zum Brunnen wieder auftauchen, so steht ein neuer Angriff des BÖSEN bevor. Hoffentlich sind dann auch genug neue Helden da, um wieder siegreich aus dem Kampf hervorzugehen.
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